OmeU
NOU VOIX
Maxime Jean-Baptiste | Frankreich, Französisch-Guayana 2018 | 14 Min.
Kreolisch und Pidgin mit englischen Untertiteln
Was bedeutet es, die Erinnerung von Abwesenheit zu konstruieren? Manipuliertes VHS-Material von Jean Galmot Aventurier (1990) – ein Dokumentarfilm über den namensgebenden kolonialen Abenteurer und ein Re-enactment des Prozesses um seine Ermordung, der zum Lynchmord an sechs Personen in Guyana führte. Der Vater des Filmemachers verkörpert in einer Statistenrolle einen von vierzehn Angeklagten Les Insurges. Durch Verlangsamung, Zurückspulen und Unterbrechung des Filmmaterials werden geisterhafte Stimmen hinter den Bildern freigelegt. Geister, die koloniale Narrative und ihre filmischen Inszenierungen in Frage stellen und uns auffordern, ins Dazwischen zu hören, um verdeckte Klänge von Trauer und Widerstand zu restituieren.
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ÉCOUTEZ LE BATTEMENT DE NOS IMAGES – Listen to the Beat of our Images
Audrey Jean-Baptiste, Maxime Jean-Baptiste | Frankreich 2021 | 15 Min.
Französisch mit englischen Untertiteln
Zwei Geschwister vertiefen sich in die Spuren der territorialen Expansion, Weltraumerkundung wird symptomatisch für die Legitimation des kolonialen Projekts. Frankreich enteignet und delogiert 660 Personen in Kourou, französisch Guyana, als nach der algerischen Unabhängigkeit ein neuer Standort für das Raumfahrtzentrum CNS bestimmt wird. Choreographien durch blendend futuristische Infrastrukturen – Raketenstarts und glanzvolle Technologien, koloniale Performances von Fortschritt und Erneuerung. Leerstellen und Schwarzbilder halten Raum für dislozierte Bilder, Erinnerungen und Imaginationen von Kourou, getragen von Stimmen und Beats, die nicht nur im Filmkörper sondern auch der Landschaft tief eingeschrieben sind.
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MOUNE Ô
Maxime Jean-Baptiste | Belgien, Französisch-Guayana, Frankreich 2022 | 17 Min.
Französisch mit englischen Untertiteln
Maxime Jean-Baptiste rüttelt sanft am VHS-Material der Premiere jenes Dokumentarfilms in dem sein Vater eine Komparsenrolle im Re-enactment des Mordprozesses eines kolonialen Abenteuers verkörpert und bringt die Bilder einer Guyanischen Karnevalprozession durch die Pariser Straßen der 1990er Jahre zum Beben. Feierliche Repräsentation und Spektakel geraten durchs Schütteln und Zerreißen ins Wanken, dabei wird entlarvt, wie Filmpraktiken in ihren kolonialen Verstrickungen durch gewaltvolle Festschreibungen Geister verschütten. Eine Befragung, die wilde Gewässer in Bewegung bringt, Autor*innenschaft rück-aneignet und dabei Sprachen und Körper restituiert, getragen vom Beat von Jossy Masses Song Moune Ô.